Historisches aus Alsleben
Stichwort: Saalebrücke
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Denkmale der Heimat Spitzbübischer Blick vom Kringel
Von BERNHARD GREMLER
Wer als Reisender auf der ehemaligen Bundesstraße 6 die Saalebrücke bei Alsleben passiert, fängt zumindest mit einem kurzen Blick das Panorama des „Kringels“ ein. Auf diesem markanten Berg direkt über der Saale ragt beinahe spitzbübisch ein Türmchen empor, das mancher Fremde für den Rest einer alten Burganlage halten könnte.
Ein Altes Volkslied
Mit „An der Saale hellem Strande stehen Burgen . ..« scheint auch ein zum Volkslied gewordener Text parat. Doch hier ist es anders. Bei dem Bauwerk auf der Höhe handelt es sich lediglich um den Funktionsturm eines Wasserspeichers.
Von hier oben aus wurde Alsleben eine Zeit lang mit Trinkwasser versorgt. Dennoch präsentiert sich dieses Bauwerk von je her als willkommener Blickfang. Er besaß früher eine umlaufende Galerie, die ohne Zweifel eine ideale Aussichtsplattform darstellte. Man gräbt zurzeit die Erinnerungen daran wieder aus, denn eine gelungene Rekonstruktion könnte sich daraus zur Touristenattraktion entwickeln.
Turm mit Galerie
Der Autor wurde mehrfach nach Unterlagen über das frühere Aussehen des Turms befragt. War er wirklich ein Turm mit Galerie? Ein Foto aus dem Familienalbum, es mag zwischen den Jahren 1925 bis 1928 aufgenommen worden sein, liefert den Beweis.
Der Turmschaft ist im unteren Teil massiv aus Naturstein hergestellt. Der obere Teil besteht jedoch aus Fachwerk, das mit gleichem Steinmaterial ausgemauert wurde. Den tragenden Boden dieses Turmgeschosses bildet eine Balkenanlage, die durch das Mauerwerk hindurch führt und außen Belag und Geländer der Galerie trägt. Die Balkenenden wurden durch eine Schrägstütze, eine Strebe, zusätzlich gesichert, die sich auf Konsolensteinen absetzt.
Das ist eine insgesamt solide und optisch ansprechende Konstruktion. Allerdings muss die Galerie zeitig schadhaft geworden sein. Selbst ältere Alslebener Bürger können sich kaum noch an sie erinnern.
Interessant ist die konstruktive Lösung der Eckabstützung. Drei Streben setzen sich auf einem Konsolenstein ab. Zwei verlaufen rechtwinklig zur Außenwand, während die dritte, die mittlere, diagonal angeordnet ist und die Ecke des Galeriebodens unterstützt. Warum die Galerie so zeitig wieder verschwand, ist so unplausibel nicht. Eingemauerte Holzbalken, zumal wenn sie auf einer Seite ungehemmt der Freibewitterung ausgesetzt sind, ziehen die Fäulnis geradezu an. Verliert erst mal ein Balkenauflager seine Tragfähigkeit und wird nicht gleich saniert, folgen die anderen und die ganze Konstruktion ist gefährdet. Nicht mehr Begehbares kann man dann auch abreißen. Hier ließ man wohl von Anfang an die nötige Sorgfalt fehlen.
Die alte Burg
Der Wasserturm von Alsleben ist zwar kein historisches Gemäuer, auf historischen Grund steht er durchaus. Die Hochfläche zwischen Saale und Schlackenbach liegt in beherrschender Stellung weit über dem Gelände und lockte schon In vorgeschichtlicher Zelt die Menschen an. Jüngste Ausgrabungen auf einem relativ kleinen Gelände westlich des Wasserturms brachten Siedlungsreste und Fundstücke aus der Jungsteinzeit zu Tage. Das Flurstück hieß einmal „Alte Burg, ein Begriff, der älteren Alslebenern immer noch geläufig ist. Was hat es damit auf sich? Die Heimatsstube gibt Auskunft. Bis in die Zeit des Thüringerreiches soll hier oben eine Burg gestanden haben. Ein Gefolgsmann der Thüringerkönige waltete von hier aus über Land und Volk. Nach schweren Kämpfen gegen Franken und Sachsen ging das Thüringerreich unter.
Als der letzte Thüringerkönig lrmenfried die Entscheidungsschlacht bei Scidingi (Scheidungen) an der Unstrut verlor, soll er sich nach Norden gewandt und auf der Alten Burg Alsleben Schutz gesucht haben.
Doch sein Fluchtweg wurde verraten. Die Franken nahmen ihn gefangen und ließen ihn durch einen Meuchelmörder in Zülpich bei Köln umbringen. Die Burg bei Alsleben wurde von den Siegern zerstört. Von den Bauwerken aus Holz und Erde blieb nichts erhalten. Die Historiker datieren den Untergang des Thüringerrelches und die letzte Schlacht auf das Jahr 531. Seitdem geht der Pflug über die Stätte, wie es poetisch oft heißt. Nur im Namen der Flurgemarkung „Alte Burg klingt die Erinnerung nach.
Öffnungszeiten des Wasserturms finden sie hier: Unser Wasserturm
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