Historisches aus Alsleben
Stadtarchäologie in Alsleben
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Erster deutscher Ballonfahrer stammt aus dem Mansfelder Land
Nachdem die berühmten französischen Brüder Jacques Etienne und Joseph Michael Montgolfier die ersten erfolgreichen Versuche mit einem Heißluftballon unternommen hatten, fanden sie überall in Europa mutige Jünger, die sich ebenfalls hinauf in die Lüfte erheben wollten. Doch nicht alle Versuche glückten. Viele Nachahmer scheiterten.
Der erst erfolgreiche Luftschiffer Deutschlands kam aus der Saalestadt Alsleben, die viele Jahre zum Mansfelder Seekreis gehörte. Die Rede ist von Friedrich Wilhelm Jungius, der vor 200 Jahren seine Pioniertat vollbrachte. Er ist nicht verwandt mit dem gleichnamigen großen Mathematiker, Naturforscher und Philosophen.
Der Ballon-Jungius wurde am 29. Juni 1771 als Sohn eines evangelischen Predigers geboren, der ihm eine gute Schulbildung ermöglichte. Dabei reizten den Jungen bereits früh die aufstrebenden Naturwissenschaften. Er studierte in Halle Mathematik, Physik und Chemie. Die Kunde vom erfolgreichen französischen Ballonversuch und alle Berichte über diverse Nachahmer zogen ihn sprichwörtlich in ihren Bann. Den Predigersohn zog es nicht in die theologische Laufbahn, sondern in die Lüfte. Das war sein Rezept, dem Himmel näher zu kommen. Nachdem er die technischen Parameter erforscht und Verbesserungen für sich ersonnen hatte, musste er risikofreudige Geldgeber finden. Das dauerte. Dazu kamen die Aufregungen der französischen Revolution, die das alte Europa in Atem hielten.
Aber das konservative Berlin besaß auch fortschrittsfreundliche Geister, die den engagierten Alslebener unterstützten. Am 16. September 1805 war dann der Tag der Wahrheit. Ein Luftfahrzeug nach dem Prinzip "leichter als Luft", das aus Korb, Ballastsäcken sowie Ballon bestand und durch den statischen Auftrieb einer Gasfüllung in die Luft getragen werden sollte, stand im Garten der Tierarzneischule in Berlin zum Start bereit.
Trotz widriger Winde wagte Jungius das Experiment. Gegen Mittag stieg er auf, erreichte Höhe und fuhr ohne Schwierigkeiten. Doch bei etwa 6500 Metern Höhe litt der Ballon-Pionier unter Sauerstoffmangel. Der Aufstieg gelang über Gebühr gut. Die Rückkehr wurde schwieriger. Jungius und sein Bodenpersonal begannen zu zittern. dann riss langsam die Ballonhülle, ein Unglück, dass sich als Glück entpuppte. Das Luftfahrzeug verlor schnell an Höhe und konnte letztlich ohne größere Probleme landen. Der Versuch des Predigersohnes gedieh zur deutschen Jungfernfahrt in die sprichwörtlichen Lüfte.
Weitere Aufstiege folgten. Jungius avancierte zum preußischen Aushängeschild der Ballonfahrt. Das trug ihm den Professorentitel ein. Er fungierte als Lehrer und perfektionierte sein Luftfahrzeug immer weiter. Jetzt bedachte der Tüftler nicht mehr nur die Erfordernisse des Aufstiegs, sondern auch die der Luftfahrt und die einer gesicherten Rückkehr. Damit befand sich der Mansfelder in international prominenter Gesellschaft.
Noch zweimal startete Jungius in die Lüfte, im Frühjahr 1806 und 1810. Am 18. Dezember 1819 starb er in Berlin an einem Lungenleiden. Aber während andere Ballonfahrer der ersten Stunde in den Geschichtsbüchern Eingang fanden, sucht man den Namen des ersten Deutschen in den Lüften selbst in renommierten Lexika vergeblich.
Eine ausführliche Beschreibung über das Leben von Friedrich Wilhelm Jungius finden Sie im Buch "Himmelfahrten - Die Anfänge der Aeronautik" von Michael Stoffregen-Büller.
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Naturphänomen 1575 in Alsleben
Von Bernhard Gremler
Im Jahr 1575 liegt das Flussbett der Saale zwischen Trebnitz und Alsleben sechs Stunden lang völlig trocken. Viele Menschen erfasste Verzweiflung. Verunsicherung breitete sich aus. Was also war mit der Saale geschehen?Alsleben.
Am 8. März des Jahres 1575 war das Wasser der Saale auf einmal und plötzlich weg. Das schreckliche Geschehen begann bei Trebnitz und ging bis unterhalb des Dammes (Wehres) von Alsleben und währte von morgens sechs bis zwölf Uhr mittags. Die Saale war also verschwunden, das Flussbett fiel trocken bis auf Rinnsale, in denen man Fische fangen konnte. Der Flussgrund lag bloß und war sichtbar. Man konnte hindurchwaten, die Fähre und die Kähne lagen trocken wie an Land. Auch in der „Chronik der Stadt Alsleben a. d. Saale“ von Brigitte Haberland aus dem Jahr 1997 findet man eine anschauliche Schilderung des damals wohl Unfassbaren.
Viele Menschen erfasste Verzweiflung. Verunsicherung breitete sich aus. War das die Strafe Gottes gegenüber der sündigen Menschheit, der Beginn der Apokalypse? Immerhin konnten sich die Geschicktesten an einer kostenlosen Fischmahlzeit erfreuen vor dem schmerzlichen Gang ins düstere Jenseits. Nach qualvollen sechs Stunden folgte die durchaus irdische Erlösung: Die Saale war wieder da!Wasser fließt in Höhlen
Wie man sich auch informieren mag, hier oder woanders, von dem Phänomen einer Flussschwinde hat kaum jemand etwas gehört. Was also war mit der Saale geschehen? Vom Harz her zieht ein schmales Felsenband aus sehr festem Gestein nach Osten und wird von der Saale in einem romantischen Durchbruchstal gequert: die Halle-Hettstedter-Gebirgsbrücke. Am Westufer zwischen Brucke und Nelben liegt der schmale Wald- und Felsgürtel der „Zickeritzer Schweiz“. Im Osten erstrecken sich hintereinander die Felsschluchten der sogenannten „Gründe“, die die Namen „Teufelsgrund“, „Parnenaer Grund“, „Pfaffengrund“ und „Nelbener Grund“ tragen. In tieferen Schichten liegt ein Zechsteinmassiv mit erzhaltigen Adern, die ab dem Jahre 1350 dazu führten, nach Kupfer zu schürfen. Die Nachhaltigkeit des Unternehmens war durch Herrschaftswechsel, Geldmangel, Kriege und magere Ausbeuten fast ständig in Frage gestellt, auch wenn man bei Strenznaundorf und Golbitz weitere Schächte einschlug. Nach dem katastrophalen Wassereinbruch 1750 in die ergiebigste Grube bei Golbitz wurde der Bergbau eingestellt. Die wichtigste Schmelzhütte wurde ab 1550 bei Rothenburg betrieben und nach Ausfall der anstehenden Förderung mit Mansfelder Erzen versorgt.
Nördlich an die Gebirgsbrücke bei Nelben grenzen weichere Gesteine. Das wurde drastisch klar beim Bau der Eisenbahnbrücke. Die südlichen Gründungskörper, die Widerlager, konnten in geringer Tiefe auf dem Fels der Gebirgsbrücke abgesetzt werden. Für die nördlichen Widerlager musste man fast 20 Meter in die Tiefe gehen, um tragfähigen Baugrund zu erreichen. Von dieser Nahtstelle aus, vom Fest- zu Weichgestein, muss die Saale durch die erodierende Fließkraft ihres Wassers unter dem eigentlichen Flussgrund Seiten- und Nebenhöhlen ausgewühlt haben. Man kann sich eigentlich nur eine sehr lange Zeitdauer dafür vorstellen. Am 8. März 1575 muss dann ein Grundbruch abrupt erfolgt sein, wobei sich ein Schwundloch bildete, in das die Saale ihr Wasser oberirdisch verlor. Laut Chronist Johann Christoph Dreyhaupt erfolgte das recht plötzlich. Mitgeführte Schwemmstoffe, Kiese und Weichgesteine von Abrisskanten - die Saale füllte ihr falsches Tiefenbett selbst wieder zu. Nach sechs Stunden war das für die Menschen damals unfassbare und daseinsbe-drohende Naturspektakel beendet.
An der Saale hellem Strande hatte nun auch zwischen Trebnitz und Alsleben wieder seine volle Berechtigung. Dabei kam das Wasser erst allmählich in das angestammte Flussbett zurück, wie Dreyhaupt ebenfalls notierte. Wie ein Flussbett sich wieder füllt, kann man sich vielleicht ähnlich vorstellen wie die Rückkehr der Flut in einem Wattenmeer.
Es ist sehr erstaunlich, dass der akribisch berichtende Hans Bolting das spektakuläre Ereignis nicht erwähnte. Woran mag das gelegen haben? Die Jahre vor und um 1575 waren für den späteren Alslebener Stadtkämmerer eine Zeit höchster Anspannung. 1572 verstarb der Vormund über die verwaisten Bolting-Kinder und Hans als ältestes musste die schulische Ausbildung in Braunschweig abbrechen und nach Alsleben zurückkehren. Vermutlich tat er das nicht abrupt, eher in Etappen, um einen dokumentierten Abschluss erreichen zu können. In Alsleben übernahm er den Ackerbürgerhof seiner Familie und die Vormundschaft über seine vier jüngeren Geschwister. Unter der verflossenen Vormundschaft muss auf dem Hof einiges vernachlässigt worden sein, so dass Bolting sich gezwungen sah, umfangreiche Baumaßnahmen durchzuführen. Er renovierte das Brauhaus, machte sich so unabhängig von den Zwangsterminen der städtischen Anlage. Das war 1575. Ein Jahr später wurde ein neues Wohnhaus fertig. Das geschah aus gutem Grund, denn Bolting bewegte sich auf Freiersfüßen und fand die Dame seines Herzens in Elisabeth Bobitz aus Laublingen jenseits der Saale. 1576 fand die Hochzeit statt und 1578 erblickte das erste von fünf Kindern das Licht der Welt. Eine aufregende Zeit für den Chronisten, der wohl nur das Notwendigste zu Papier brachte.Bolting sah Phänomen nicht selbst
Warum aber nicht das zeitweilige Verschwinden der Saale? Die Vermutung liegt nahe, dass er das Ereignis gar nicht augenscheinlich miterlebte, dass er zu dieser Zeit gar nicht in Alsleben war. Möglicherweise war er unterwegs, um Baumaterial heranzuschaffen. Vielleicht zog er am Morgen des 8. März 1575 zum Ackern und Säen hinaus auf seine Felder, die sich bis vor Schackstedt erstreckten, wobei die sechs Stunden der Flussschwinde bei der Heimkehr längst vorbei waren. Er hörte von dem Naturschauspiel in so fantastischen Übertreibungen, dass der korrekte Chronist, der den Fluss wie je zuvor vor seinen Augen dahinfließen sah, lieber auf eine Notiz verzichtete. Die Saale war da, ob eine Weile verschwunden oder nicht und Alsleben konnte seiner Zukunft als Schifferstadt getrost entgegen sehen.
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Im Jahre 979 ließ Kaiser Otto II. den Grafen Gero, der auch Herr über Alsleben war, gefangen setzen. Gero gilt als Neffe des mächtigen Markgrafen gleichen Namens. Markgraf Gero aber war schon 965 in Gernrode dahingeschieden. Ankläger wider den Grafen Gero war Ritter Waldo, ein Liebling des Kaisers. Untreue und Verrat am Kaiser lautete die Anschuldigung. Gero, den man weithin als vortrefflichen Edelherren ansah, konnte alles entkräften. Doch Otto II. blieb voller Vorurteil. Er ordnete einen Zweikampf zwischen Gero und Waldo an, ein Gottesurteil also. Aus dem ganzen Reich wurden die Fürsten zur Teilnahme nach Magdeburg berufen. Auf einer Insel, wahrscheinlich Rothehorn, fand der Zweikampf am 13. August 979 statt. Zunächst war Gero im Vorteil. Er verwundete seinen Gegner zweimal heftig mit dem Schwert im Nacken. Dann konnte Waldo jedoch mit einem gewaltigen Streich auf das Haupt den Grafen Gero zu Boden zwingen. Gero war zu kraftlos, um weiter kämpfen zu können. Daraufhin trat Waldo aus dem Ring und legte die Waffen ab. Doch als man ihn mit Wasser erfrischen wollte, stürzte er rücklings zu Boden und war auf der Stelle tot. Der Kaiser, jung noch und zum Jähzorn neigend, war über diese Wendung des Geschehens aufs Höchste erbost. Er befahl die sofortige Enthauptung Geros. Weiterhin bestimmte er, dass Geros Körper nicht bestattet werden dürfe, sondern den Vögeln zum Fraß liegen bleiben solle. Vergebens flehten viele um Geros christliche Bestattung. Des Kaisers Herz blieb verschlossen.
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Ein merkwürdiger Trichterbecher aus einem jungsteinzeitlichen Opferschacht gibt Rätsel auf ...
2700 v. Chr. Wir stellen uns vor: Ein jungsteinzeitlicher Töpfer erhält den Auftrag, eine Lampe zu bauen. Die Lampe soll man aufhängen können - warum auch immer, vielleicht für eine religiöses Fest oder für eine geheimnisvolle Kulthandlung in einer tiefen, dunklen Opfergrube. So etwas hat er noch nie gemacht. Lampen hat er schon einige Male gebaut - gewöhnliches Alltagsgeschirr nämlich. Denn in den seltenen Fälle, wo seine "Kunden" Lampen anzündeten, verwendeten sie dazu einfache Keramikschalen, gewöhnliches Gebrauchsgeschirr, das sie als Lampe "zweckentfremdeten". Vermutlich war dann auch schon mal ein Trichterbecher darunter, ein sehr häufiger Gefäßtypen nach dem eben die Trichterbecherkultur benannt ist.
Ein - vielleicht auch "ausrangiertes" - geeignetes Gefäß wurde zu besonderen Anlässen, wenn man Licht brauchte und es sich leisten konnte, mit Fett gefüllt, Dochte an den Rand der Schale gelegt und entzündet.
Nun aber der besondere Wunsch des Kunden, eine Lampe aufhängen zu wollen - und das stellt unseren Keramiker vor Probleme : Die Flammen der Lampe sollen möglichst gut nach unten strahlen - also können sie nur am Rand der Lampe brennen. Eine Flamme in der Mitte der Schale wäre widersinnig - sie würde nur nach oben strahlen, nach unten wird sie von der Lampenschale völlig abgeschattet. Niemand will kostbares Lampenfett verbrennen, um ein paar verrauchte Deckenbalken oder den Nachthimmel zu beleuchten. Damit die Flammen möglichst weit außen brennen und viel Licht nach unten abstrahlen, soll der Rand der Schale dünn und flach sein. Unser jungsteinzeitlicher Keramiker hat schon viele Gefäße zum Aufhängen gebaut - sie haben alle drei Ösen am Rand, durch die Stricke oder Lederriemchen gezogen werden, mit denen man das Gefäß aufhängen kann. Diese Lösung scheidet aus - viel zu gefährlich, denn die Dochte könnten verrutschen, und einen der Haltestricke entzünden - die Folge: ein Brand, zumindest würde die Lampe voll heißem Fett herunterfallen, und dabei vielleicht jemanden verletzen.
Exponat 7: Rekonstruktion des Trichterbechers aus dem Opferschacht Alsleben, Baalberger Kultur (mittlere Jungsteinzeit)
Deshalb bleibt nur die Aufhängung in der Mitte der Schale, d. H. die Ösen werden innen angebracht. Noch immer hat die Schale einen Konstruktionsfehler: Sie befindet sich nicht im Gleichgewicht. Abhilfe: der Schwerpunkt muss möglichst weit unter den Drehpunkt, den Ösen, zu liegen kommen. Nichts einfacher als das: die Schale wird nun trichterförmig nach unten verlängert.
Der entstandene Schaft kann außerdem noch mit Steinen oder etwas Wasser gefüllt werden, nun ist die Aufhängung stabil. Das Ergebnis: Ein Trichterbecher mit Innenösen.
Und solche Gefäße sind tatsächlich gefunden worden - sie stellen eine sehr seltene Sonderform der mittelneolithischen Keramik dar. Die meisten dieser raren Objekte stammen eindeutig aus kultischem und/oder paganem Zusammenhang. Eines der frühesten Beispiele dieser Gefäße ist bei Alsleben in einem Opferschacht der Baalberger Kultur gefunden worden (Döhle/Wagner/Weigelt 1992). Es datiert in die Zeit um 2700 v. Ch. Ein ähnliches Exemplar fand sich in einem Galeriegrab in Calden (Hessen), weitere Exemplare stammen aus Mittelböhmen, Bayern, Niedersachsen und Oberöstereich.
Der Trichterbecher aus Alsleben gilt als das älteste Beispiel dieser seltenen Gefäßform. Die Funktion dieses Gefäßtyps ist bislang nicht geklärt worden. Er eignet sich wegen seiner Innenösen nämlich für die meisten "gewöhnlichen" Zwecke kaum - ungeeignet als Vorrats- oder Trinkgefäß. Deshalb sei hier als neue Theorie die These aufgestellt, dass es sich möglicherweise um eine Lampe handelt. In die Vorstellung, dass am Boden des Opferschachtes "Kulthandlungen" vollzogen wurden, passt eine Lampe hervorragend, vielleicht ist sie sogar zwingend. Denn Licht spielt in allen bekannten Weltreligionen eine wesentliche Rolle. Dabei sei auch auf den Mithras-Kult verwiesen, der ebenfalls in unterirdischen bzw. eingetieften Kulträumen vollzogen wurde, und bei dem Lampen eine wichtige Rolle spielten. Selbstverständlich ist ein solcher Vergleich problematisch, da der Mithras-Kult in einen ganz anderem zeitlich/kulturellen Zusammenhang gehört.
In der Präsentation zur Museumsnacht kann man sich davon überzeugen, wie hervorragend der Innenösentrichterbecher aus Alsleben als Lampe funktioniert...
Literatur: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
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Eike von Repgow berichtete 1235 im "Sachsenspiegel" unter der Überschrift "... Von der Herren Geburt ..." über die Herkunft vieler Adelsgeschlechter. Er sagte: "... die ... von Crouzke (Krosigk) .. dies sint alliz Franken." Nach der Legende kam Ritter Crouzke, der Ahnherr derer von Krosigk, mit dem Frankenkönig Karl dem Großen in das Saaleland. Dieser mächtige Krieger entspross dem freien Bauernstand. Deshalb wählten sich die Herren von Krosigk drei Pflugscharen (Stechmesser) als Wappenbild. Bedeutsam für Alsleben wurde das Jahr 1479. Heinrich von Krosigk erhielt vom Erzbischof in Magdeburg Schloss und Stadt Alsleben als erbliches Mannlehen zugesprochen mit vielen anderen Gerechtsamen. Sein Sohn Lorenz erwarb bis 1522 noch 24 Ortschaften um Alsleben herum und herrschte wie ein Fürst über Land und Leute. Er nannte sich stolz: Ritter auf Alsleben. Seine Erben teilten und teilten über die Jahrhunderte hinweg. Aus der Alslebener Linie entstammte die Beesener, aus dieser wiederum die Poplitzer, daraus die Grönaer. Auch ein Zweig der Hohenerxlebener Linie geht auf Lorenz von Krosigk auf Alsleben zurück. Das ewige Teilen führte zum Verfall vieler Familienzweige derer von Krosigk. Im Raum Alsleben blieb nur noch Poplitz übrig. Geblieben sind auch die schaurig-schönen Geschichten vom Popelmännchen und vom verzauberten Hund, die durch Poplitz geistern, das Schloss behüten und übel gesinnte Leute erschrecken. Natürlich immer zur Mitternacht.
Externe Quellen:- http://www.vogel-soya.de/Adel/Krosigkinfo.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Krosigk_%28Adelsgeschlecht%29
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Die entstehung des Stadtwappens
Aale im Backofen:
Wie die Alslebener zu einem eigenen Wappen für ihr Saalestädtchen kamen, ist eine gar seltsame Geschichte.
Es scheint fast, als hätte der alte Gott des Saalestroms oder seine Wassergeister nicht unbedeutend nachgeholfen. Eines Tages, sicherlich vor dem Jahr 1548, eilte ein Bäckergeselle in heller Aufregung zu einem hochwohllöblichen Rat der Stadt. Ein gewaltiges Hochwasser war gerade vorüber, der Fluß in sein Bett zurückgekehrt.
Tagelang hatte die Bäckerei still gelegen, unter Wasser gesetzt von den Fluten der Saale. Groß war die Not in den ufernahen Straßen mit dem Hochwasser. Außerdem wurde das Brot knapp. Nun endlich war es vorüber.
Der Meister wollte schnell wieder backen. Doch als er die Tür des Backofens öffnete kamen mit einem kräftigen Wasserschwall drei Aale herausgeschossen. Sie ringelten sich am Boden in der versickernden Wasserlache ganz eigenartig zu Spiralen und Kreisen und schienen der verblüfften Bäckerfamilie etwas andeuten zu wollen. In seiner Ratlosigkeit schickte der Meister den Gesellen los. Die Herren vom Rat ließen sich nicht lange bitten. Erstaunlich, ja unglaublilch klang die Geschichte. Das mußte untersucht werden. Als die Herren vor dem Backofen standen, legte der Meister die Fische auf ein Backblech. Dort verharrten sie nun zusammengeringelt wie Spiralen und hoben die Köpfe und ließen die Äuglein blinzeln und schienen reden zu wollen. Bedrückende Stille.
Die Ratsherren sahen die Fische an. Die Fische sahen die Ratsherren an. Auch Aale sind stumm wie andere Fische. Da erscholl die Stimme des Bürgermeisters, der ein kluger Mann war:
"Das ist es! Da ist unser Zeichen! Aale für Alsleben. Alsleben für die Aale. So hört doch:
- Ein Städtchen still am Saalestrand,
- ob es nach Aalen ward benannt,
- die man ,im Böckerofen fand?"
Die anderen sahen auf, schlugen sich vor die Stirn. Natürlich war es das. Hier in der Backstube lag es vor ihnen: das erste eigene Wappen der Stadt.
Kein Adelssymbol, nein, eine Spende der Saale für ihre Stadt. Dank also den Wassergeistern, den Nickermännern und Nixen oder wer auch immer die Aale dahingezaubert. Heinrich von Krosigk aus Schloß Alsleben, Lehens- und Gerichtsherr der Stadt, sah mit gemischten Gefühlen auf das Aalpräsent, das ihm die Ratsherren vorführten. Ein eigenes Wappen wollten sie haben. Lange schon bedrängten sie ihn damit. Wappen sind für den Adel! So fand er bisher stets eine Ausrede. Nun sollten gar die Flußgötter das Zeichen gesandt haben. Aberglauben. Heidnisches Zeug. Doch immerhin. Für die Finanznöte des Edelherren hatte das Stadtsäckel schon manche Schröpfung erfahren.
Der Rat pochte auf Gegenleistung.
Aber ganz auf das Wappen privileg verzichten? So bestimmte der Gerichtsherr mit salomonischem Spruch, daß die Stadt ihr Aalwappen erhalten solle, vorerst aber nur gemeinsam mit dem Wappen, des Hauses Krosigk als Lehensherren der Stadt.
Die Tafel mit beiden Wappen konnte über alles Unheil der Jahrhunderte gerettet werden und ist noch heute im Rathaus von Alsleben zu sehen. Die Sage verschweigt. ob die Ratsherren zum Fest der Wappenverleihung eine Volksspeisung mit Brot und Fisch veranstalteten. Am Tisch der Ratsherren hätte es sicherlich Aal gegeben. An den Tischen des Volkes wohl kaum. Edelfische sind nur für Edelherren. Das legten alte Privilegien fest. Aber das Wappenprivileg hatte die Stadt dem Adel abgerungen und sah fleiß und Bürgerstolz durch ein eigenes Zeichen symbolisiert.
Literatur:
Größler, Hermann : Über die Siegel der Ortschaften des Mansfelder Seekreises. Zeitschrift des Harzvereins
für Geschichte und Altertumskunde. 13. Jh. 1880. 1. u. 2. Heft.
Nothing Karl: Mein Mansfeld. Heimatbuch für das Mansfelder land. Leimbach-Eisleben
Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. VEB Verlag Enzyklopädie. Leipzig 1979.
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Der Außergewöhnliche Reisekoffer aus dem Mittelalter!
Das links abgebildete Objekt stellt einen Reisekoffer mit den Maßen 116,5 x 74 x 66 cm dar. Er ist aus massiver Eiche mit geschmiedeten Eisenbeschlägen.Das bei der Reinigung freigelegte und wieder entfernte Wappen zeigte drei rote Ringe 2:1.
Dieses Wappen wurde von ca. 1500 bis 1734 von der Stadt Alsleben an der Saale geführt.
Beweis ist die ebenfalls freigelegte Jahreszahl 1600.
Die Entwicklung des Stadtwappens von Alsleben's läßt deutlich die Richtigkeit des Alters der Truhe erkennen. Vermutlich handelt es sich um ein offizielles Reiseutensil der Stadt Alsleben oder eines Bürgers der Stadt mit offizieller Funktion!
Beweis belege als pdf: Es wird der Acrobat Reader benötigt!
Material Stammt von Günter-H. Bimpage!
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Stift in Alsleben gilt als Wahrzeichen des Christentums in einem von heidnischen Slawen seit der Zeit um 600 besiedelten Land.
VON BERNHARD GREMLERDie erste urkundliche Erwähnung von Alsleben wird auf den 22. Oktober 973 datiert, Die Existenz des 0rtes wird in AIIstedt durch Kaiser Otto II. bei einem Gütertausch bestätigt. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass es eine deutlich frühere Besiedlung gegeben hat.
Aus dem Jahr 979 gibt es zwei Urkunden über das neu gegründete Benediktinerinnen-Kloster. Die Geschichte:Stiftskirche St. Johannis Baptist
Die Weihe des Stifts fand in der bereits vollendeten Stiftskirche statt, die auf dem Schlossberg, nunmehr auch Klosterberg, direkt über der Saale erbaut wurde. Das gewaltige Bauwerk orientierte sich im Baustil an der Stiftskirche zu Gernrode, der Grundriss im Kreuzesform ausgeführt, auf der Westseite mit zwei Türmen. In Alsleben wurden sie mit echteckigem Grundriss errichtet, die Schäfte mit einem mächtigen Westwerk verbunden. Das, Bauwerk insgesamt erhielt dadurch eine Zutat an Masse und Eindruck. Die Kirche war neben dem Täufer Johannis auch der Jungfrau Maria und den zwölf Aposteln geweiht. Das Kirchenbauwerk dominierte eindeutig das Landschaftspanorama bei Alsleben und wies wie ein Wahrzeichen des Christentums hinaus über das Ostufer der Saale in das von heidnischen S1awen seit der Zeit von etwa 600 besiedelte Land. Und das sollte dieses Monument wohl auch sein: Symbol für die Glaubensausbreitung, für Missionierung und Christianisierung.
Dieser Kirchenvollendung 979 liefen zweifelsfrei fünf bis sieben Jahre Bauzeit voraus. Setzt man sechs Jahre an, kommt man auf 973, das Todes des Kaiser Otto des Großen. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass dieser Kaiser durchaus ein Befürworter der Stiftsgründung in Alsleben gewesen ist. Dazu könnte der bekannte Gütertausch von 973 zwischen dem Kloster Fulda und dem Erzbistum Magdeburg, von Otto II. vollendet, von Otto dem Großen noch konzipiert, einen Beitrag geliefert haben. Alsleben, in den in Latein verfassten Urkunden noch als ,,ElsIevo/Elsleve" bezeichnet, wird darin erwähnt mit vielen Rechten und Besitz, darunter auch Weinpflanzungen und dies überhaupt erstmals an der Saale. Keine Abendmahlsfeier, kein Kloster, kein Mission ohne Wein!Die Stifter-Familie
Als Stifter der klösterlichen Anlage in Alsleben und somit auch zweifelsfrei als Bauherr der Stiftskirche wurde Graf Gero erwähnt. Er war nach Meinung einiger Historiker ein Neffe des bekannten Markgrafen Gero, was andere bezweifeln und damit seine eigentliche Herkunft im Dunkeln belassen. Als Graf von Alsleben in jenen Jahren wurde er jedoch eindeutig benannt. Ihm zur Seite stand Adela als Gattin und Gräfin, die wie üblich auch das Amt der Äbtissin des Stiftes ausübte. Dem Grafenpaar stand Adeles Schwester Tetta zur Seite. Es ist nicht auszuschließen, dass die Schwestern, oder Graf Gero, aus jener Dynastenfamilie abstammen, die der hallesche Chronist Dreyhaupt 1749/1750 in seiner Chronik des Saal-Creyses mit eben auch der von Alsleben erwähnt. Er sagt darin aus, dass Alsleben schon zur Zeit Kaiser Karls des Großen eigene Herren besessen hat, die zu den zwölf vornehmsten in Sachsen gehörten. Graf Gero von Alsleben erscheint in der verfügbaren Überlieferung auch in der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg, als überaus tatkräftiger, vorausschauender und vorwärtsstrebender ritterlicher Adliger. Der Sinn seiner Gründung, die von Papst und Kaiser gestützt und gewürdigt wurde, scheint gewesen sein, nicht nur christlich-sächsische Jungfrauen in klösterliche Obhut zu nehmen, sondern auch aus heidnisch-slawischen Fürstenfamilien auf freiwilliger Basis. Da Stiftsdamen bei entsprechender Gelegenheit die Einrichtung verlassen durften, um eine Ehe einzugehen, war dazu mit der Stiftsgründung eine humane Lage geschaffen worden, somit auch für menschlich-persönliches und familiäres Zusammenleben.
Der Tod des Grafen Gero
In Alsleben konnte sich das Grafenhaus nur eine sehr kurze Zeit dem Gefühl hingeben, etwas Großartiges erreicht zu haben. Im August 979 wurde Graf Gero des Verrates am Kaiser angeklagt. Als Kläger trat Waldo auf ein bekannter Günstling Otto II. Gero wurde verhaftet und bestritt gegenüber den Richtern jegliche Schuld. Da ordnete der Kaiser einen Zweikampf an zwischen Waldo und Gero als Gottesurteil. Am 13. August 979 fand das Treffen auf einer Insel bei Magdeburg statt. Anwesend waren Kaiser, Hofstaat und alle Großen des Reiches. Zunächst war Gero im Vorteil und traf seinen Gegner mehrfach am Nacken. Dann gelang Waldo ein so gewaltiger Schlag gegen Geros Kopf dass dieser kampfunfähig zu Boden sank. Waldo trat darauf aus dem Ring, ließ sich die Rüstung abnehmen und mit Wasser erfrischen. Doch er stürzte wie vom Blitz getroffen zu Boden und war auf der Stelle tot. Wem hatte Gott hier Überleben und damit Recht gegeben? Der Kaiser war so wütend über das unverhoffte Ende seines Getreuen, dass er Gero sofort enthaupten ließ und eine christliche Bestattung des Leichnams verweigerte. Das Grafenhaus in Alsleben, Gräfin Adela, Schwester Tetta, die Grafentochter ebenfalls Adela mit Namen, baten den Kaiser kniefällig um eine christliche Grablegung und opferten einen großen Teil ihres Privatvermögens der Kirche. Doch erst als die Großen des Reiches mit dem Herzog von Bayern an der Spitze bei Otto II. vorstellig wurden, gab der Kaiser nach und Graf Gero von Alsleben wurde in seiner Stiftskirche bestattet. Bischof Thietmar schrieb dazu in seiner Chronik: ,,Dieser Zweikampf gefiel niemandem, außer dem Erzbischof Aethelbert, Herzog von Bayern sowie ... machten dem Kaiser bittre Vorwürfe, dass ein solcher Mann wie Gero, um eines so unbedeutenden Grundes willen verurteilt worden sei". Im Hintergrund stand als ,,Graue Eminenz" der Erzbischof von Magdeburg, für den vermutlich Graf Gero von Alsleben ein Emporkömmling war, der sich anmaßte, Reichsstifte zu gründen wie es eigentlich nur Herrscherhäusern bisher gestattet wurde. An den Privilegien, so von Kaiser und Papst verliehen, konnte er nichts ändern, wohl aber den Grafen zu Fall bringen durch fingierte Anklage. Gero besaß keine männlichen Nachkommen. War Grafschaft Alsleben ein erbliches Mannlehen, konnte es nach Geros Tod vom Kaiser eingezogen und anderweitig vergeben werden, am besten an das Erzbistum Magdeburg auf Kosten zweier toter Adliger.
Verrat des Grafen Gero
Späte Genugtuung für die Aslebener Adligen im Jahre 982 bei der Beisetzung der verstorbenen Abtissin Adela.
Worin der angebliche Verrat des Grafen Gero bestand, lässt sich nur als Möglichkeit darstellen. Heidnisch-slawische Kinder kamen eigentlich nur als Kriegsbeute oder Geiseln in sächsische Hände, also zwangsweise. Sie nahmen oder mussten das Christentum annehmen und gingen kaum wieder in ihre Heimat zurück. Graf Gero aber wollte, dass slawische Fürstentöchter freiwillig in sein Stift kamen. Dazu musste er, wie man heute sagen würde, eine Werbetour mit Werbegeschenken ins Slawenland machen, begleitet von Missionaren. Er könnte dabei auch einen Slawenfürsten aufgesucht haben mit bekannter feindseliger Einstellung zu Christen und Sachsen. Das konnte man wohlfeil als Verrat hinstellen. Was Bischof Thietmar und die meisten am Kaiserhof von solcherlei Intrigen hielten, wurde bereits aus des Bischofs Chronik zitiert.
Eine späte Genugtuung erfuhr das Grafenhaus in Alsleben im Jahre 982 bei der Beisetzung der verstorbenen Grafenwitwe und Abtissin Adela. Man öffnete Geros Gruft in der Stiftskirche zu Alsleben und fand ihn völlig unversehrt vor, gleichermaßen an Körper und Kleidung. Dies galt im Mittelalter als Zeichen Gottes für Recht und Unschuld. Kaiser Otto II. erfuhr es nicht mehr. Er war nach Italien gezogen und sah seine nordische Heimat nie wieder.
Die Herrschaft der Ottonen ging 1002 mit dem viel zu frühen Tod des noch jungen Kaisers Otto III. zu Ende. Als deutscher König folgte Heinrich II, ebenfalls wie die Ottonen aus dem sächsischen Dynastie Geschlecht der Liudolfinger stammend. Heinrich II. wurde 1014 vom Papst rum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. Schon am 22. März 1003 hatte er dem Reichsstift Alsleben alle Rechte und Privilegien in einem Schutzbrief bestätigt einschließlich der Gleichrangigkeit mit Gandersheim und Quedlinburg.So vergeht der Ruhm der Welt
Die Erbin von Alsleben, Komtesse Adela, Abtissin im Reichsstift nach ihrer Mutter, heiratete um 994 den Grafensohn Siegfried von Stade. Beide begründeten das neue Grafengeschlecht Stade-Alsleben, das wenig später um Freckleben erweitert wurde. Siegfrieds Schwester Kunigunde von Stade heiratete den Grafen von Walbeck und wurde Mutter des Thietmar, der Bischof von Merseburg und Chronist wurde. Mächtige Grafenhäuser hielten also über 100 Jahre zusammen, bis 1128 die direkte Linie Stade-Alsleben mit dem kinderlosen Grafen Heinrich ausstarb. Den Territorialbesitz der Grafschaft konnte das Erzbistum Magdeburg nun doch als Zugang verbuchen und so die Konturen des alt-historischen Saal-Creyses bis zur anhaltischen Grenze nach Norden erweitern. Zwei Jahre später schloss das Erzbistum mit König Lothar III., ab 1133 auch römisch-deutscher Kaiser, einen Tausch ab (eher wohl einen ,,Deal"). Der König erhielt ein Schloss am Harz und der Erzbischof dafür das Reichsstift Alsleben.
Er verwandelte es abwertend in ein Mediat-Nonnenkloster. Daraus wurde dann 1441 ein Stift für Magdeburger Domherren. Die Stiftskirche erhielt dadurch die namentliche Ergänzung zur ,,Domkirche" und der Pfarrer zum ,,Domprediger". Ab 1467 wurde das Haus von Krosigk von den Magdeburger Erzbischöfen mit bedeutenden Belehnungen über Schloss, Stadt und (Rest)Grafschaft Alsleben bedacht.
Nachdem es Lorenz von Krosigk (gest. 1534) gelungen war, seine Herrschaft auf 24 Orte wiederum einer Grafschaft gleich auszudehnen und er sich im Bewusstsein seiner Macht ,,Ritter auf Alsleben" nannte, vergaben seine Nachfolger durch endlose Erbteilungen Besitz und Einfluss. Im Jahre 1747 sah sich die Stammlinie Alsleben gezwungen, den verbliebenen Besitz an den Fürsten von Anhalt-Dessau zu verkaufen mit Schloss sowie Dom- und Stiftskirche. Diese Kirche war unter dem Haus von Krosigk natürlich zur Hauptkirche gemacht worden. Nun diente sie nur noch der kleinen Gemeinde um Schloss und Rittergut. Das Bauwerk wurde in dramatischer Weise vernachlässigt, unterstützt durch die von Preußen geführten Schlesischen Kriege. 1782 beschloss man die Aufgabe des Gebäudes. Es zerfiel zur Ruine und wurde 1854 abgerissen, ohne Spuren zu hinterlassen.
Die Kunstwerke und Wertgegenstände verschwanden wohl schon nach 1782 in zumeist dubiosen Kanälen, so dass Nachweise über den Verbleib selten sind. Das Wenige, das erhalten blieb, ist schnell genannt. Die einst berühmte Bibliothek des Hauses von Krosigk kam nach Dessau. Der frühromanische Taufstein und ein Tympanon (Türbogenrelief) sind in der Stiftskirche von Gernrode zu sehen. Die wertvollsten Grabmonumente von Krosigkschen Epitaphen kamen an das Mausoleum zu Schloss Poplitz, von wo sie ab 1945 unauffindbar abhandenkamen. Stelen von Abtissinnengräbern konnte man um 1980 am Schloss Alsleben noch sehen. Die alten Römer fanden für derartige Entwicklungen ein treffliches Wort: ,,Sic transit gloria mundi / So vergeht der Ruhm der Welt".Weinbau an der Saale
In der erwähnten Urkunde über den Gütertausch von 973 werden unter den Besitzständen auch „Vineis - Weinpflanzungen" erwähnt.
Der einzige Ort von den zwölf genannten, der an der Saale liegt, ist Alsleben. Damit könnten sich die Stadt Alsleben und das Landschaftsgebiet von Bernburg mit der Ehre schmücken, am Beginn des saalischen Weinbaus gestanden zu haben. Für Messwein (Heiliges Abendmahl), Klosterwein (Standardgetränk) und Missionswein (Heidenbekehrung) war Weinanbau vor Ort die sicherste Beschaffungsmethode. Auch die untere Saale bot (und bietet noch) auf den Talrandhöhen und Uferbergen hinreichend weinbauträchtige Hanglagen mit Südneigung. Alsleben selbst besaß drei größere Weinlagen mit dem ,,Wischkenberg" im Norden, mit den ,,Weinbergen über den langen Werder" südlich des Kringels und mit den Weinpflanzungen ,,Am Wiesenbach" im Westen nahe Schackstedt. Welchen Wert Saalewein aus der heimischen Region im Mittelalter besaß, zeigt folgende Überlieferung aus dem Jahre 1180: Der Erzbischof von Magdeburg schenkte dem Propst von Seeburg einen Weinberg bei Alsleben an der Saale. Auch für die Wertschätzung des Weinbaus hatten die alten Römer einen Sinnspruch parat, wie könnte es anders sein: „In Vineis Vita" - in der Weinrebe ist das Leben.
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