Die schlaue Müllerin
Geschichten aus dem Mittelalter
Immer wieder erfährt man aus der Geschichte, dass Müllerstöchter nicht nur schön, sondern auch klug waren. Das zeigte sich auch in Alsleben. Dort hatte der Müller eine Tochter von schönem jungem Blut, die aber heimlich dem Raubritter auf Burg Phule zugetan war.
Dieser schlimme Geselle besaß offenbar viel Charme, aber wenig Treue. Einst raubte er eine Kaufmanns Tochter, und da sie hübsch war und viel Geld hatte, nahm er alles gleich mit auf seine Burg in Phule. Hier klopfte die schöne Müllerin aus Alsleben nun vergeblich an die Pforte. Der Raubgraf hatte die andere lieb. Als die Müllerstochter tief enttäuscht und auf Rache sinnend nach Hause ging, sah sie den Grafen von Plötzkau auf seinem Turme stehen und verzweifelt in die Runde schauen. "Was ist Euch widerfahren, Herr, dass Ihr so voller Kummer seid", rief die Müllerin hinauf. "Phult? muss weg", entgegnete der Graf. "Doch wie komm ich übers Wasser?" "Seid klug", meinte die Müllerin. "Hört meinen Rat. Im Winter macht der Frost alles fest. Dann führe ich Euch zur Pforte von Phule." "Wohl gesprochen schönes Kind. Ach wie klug die Weiber sind." Erleichtert eilte der Graf die Stiege hinab und ließ rüsten für den Sturm auf die Raubburg. Die fiel im nächsten Winter tatsächlich und die Müllerin aus Alsleben wies den Weg durch Sumpf und Busch.
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Erstellt: | 13.12.2010 |
Geändert: | 10.09.2015 |
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