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„Thietmars Flussreise" in Alsleben

31.08.2016 18:40:55 | Andreas Wehlmann | Andreas Wehlmann
Thietmars

Viertklässlerin wird mit Saalewasser getauft

Wer kann schon von sich behaupten, von allen Sünden rein gewaschen zu sein? Wohl niemand, außer vielleicht Lena. Die Viertklässlerin ist am Dienstag am Ufer der Festwiese in Alsleben mit Saalewasser getauft und gesegnet worden - als Einzige.

Und alles nur, weil sie sich für ihre Lehrerin Susanne Lietz geopfert hatte, der die Wassertaufe eigentlich gegolten hatte. „Es war lustig, aber auch richtig kalt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie den ganzen Eimer ausschütten“, meint die klatschnasse Lena kurze Zeit später.

Sie - das sind Bischof Thietmar von Merseburg und seine Getreuen, die auf ihrer historischen Flussreise von Merseburg nach Magdeburg auch in Alsleben Halt machen. So wie bereits im vergangenen Jahr, als Projektinitiator und Thietmar-Darsteller Thomas Kirchhoff erstmals mit seinem Team aus leidenschaftlichen Mittelalterdarstellern in der alten Schifferstadt vor Anker gegangen war.

In diesem Jahr also die Wiederholung oder besser gesagt: Fortsetzung - mit einem anderen Motto. Stand im vergangenen Jahr der Dänenkönig Sven Gabelbart im Mittelpunkt, dreht sich diesmal alles um Ibn Al Yakoub, einen maurischen Gesandten und Fernhändler, der seinerzeit die böhmische Hauptstadt Prag erstmals erwähnte und alle Orte entlang Thietmars Reiseroute in seinen Aufzeichnungen beschrieb.

Und noch etwas hat sich im Vergleich zum Vorjahr verändert: „Damals hatten wir nur zwei Zelte und einen Schmied dabei“, berichtet der Projektinitiator, „jetzt haben wir einen richtigen kleinen bischöflichen Freymarkt eingerichtet.“ Dieser hatte bereits am Vormittag einige Schaulustige angelockt, sehr zur Freude von Stadtoberhaupt Reinhard Schinke.

„Ich bin erstaunt, dass so viele gekommen sind“, sagt er - und denkt dabei gerne zurück an das vergangene Jahr, als sich hiesige Vereine am Treiben auf der Festwiese beteiligt hatten. Seine Hoffnung: Nachdem es kein Heimatfest mehr gibt, soll Thietmars Flussreise, neben Schwimmbadfest und Weihnachtsmarkt, das dritte große Festangebot in der Stadt werden.

Am Dienstag eröffneten die Dritt- und Viertklässler der Grundschule Alsleben das mittelalterliche Markttreiben mit Tanz und Musik. Es folgten Aufführungen von Episoden aus Thietmars Chronik, allen voran die Weihe der slawischen Prinzessin Hodica zur Stiftsdame, die sich mit Förderung der Äbtissin Adele von Alsleben, Thietmars Tante, wirklich so zugetragen haben soll. 18 Laiendarsteller erfüllten nicht nur die se historischen Geschichten, sondern auch die Festwiese mit Leben. Darunter ein gebürtiger Alslebener.

Nicht nur, weil der Bischof hier nachweislich Halt gemacht haben muss, wie der Projektinitiator sagt. Sondern auch, weil die Leute vor Ort so gut mitziehen und mitwirken. Soll heißen: Der Wunsch des Bürgermeisters könnte in Erfüllung gehen, da Kirchhoff alias Thietmar jährlich wiederkehren will - zumindest bis 2021. Dann jährt sich die Weihe des Merseburger Doms zum 1000. Mal.

(mz) – Quelle: http://www.mz-web.de/24670766 ©2016

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