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„Zur Börse“ und „Zum Schloßhof“: In Alsleben schließen nach „Zum Goldenen Ring“ zwei weitere Gaststätten

28.11.2017 00:00:00 | Mitteldeutsche Zeitung | Tina Schwarz

Die Nachrichten sind für die Alslebener Schlag auf Schlag gekommen. Innerhalb von wenigen Monaten schließen drei Traditionsgaststätten auf einmal ihre Türen - oder haben wie im Fall des Lokals „Zum Goldenen Ring“ bereits geschlossen. Ende Dezember machen nun auch die beiden Gaststätten „Zur Börse“ und „Zum Schloßhof“ dicht. Viele Alslebener verlieren damit ihre kulinarischen Anlaufpunkte.

Die Gründe für die Schließungen sind dabei recht unterschiedlich. Auch Anneliese Heinze hat nach langen Überlegen den Entschluss gefasst, das Lokal „Zum Schloßhof“ nach 18 Jahren endgültig zu verlassen. Die Alslebenerin erinnert sich aber mit einem Lächeln an die Zeit in dem kleinen urigen Lokal zurück. Mit 73 Jahren hatte sie mit der gepachteten Gaststätte auf dem Saaleplatz noch einmal den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Langjährige Angestellte wurde Gastwirtin

„Vorher war ich 14 Jahre lang hier angestellt“, sagt die Gastwirtin, die zusammen mit ihrem Enkel das Lokal schmeißt. Doch die Arbeit fällt der 77-Jährigen nicht mehr so leicht wie früher. „Ich stehe in der Woche jeden Tag morgens um halb vier Uhr auf“, erzählt sie. Nachdem sie zu Hause ihren Haushalt erledigt hat, bereitet sie im Lokal den Mittagstisch vor.

„Es gibt jeden Tag in der Woche ein anderes Gericht“, berichtet sie. Dabei legt die 77-Jährige besonders Wert auf frische Zutaten. „Ich klopfe die Schnitzel hier noch selbst“, sagt die frühere Fleischereifachverkäuferin. Am liebsten hätten ihre Kunden hier Schnitzel, Gulasch und Eierkuchen gegessen. „Aber auch meine Suppen waren immer sehr beliebt“, fügt sie hinzu.

Auch Kita-Kinder kommen zum Essen

Bei Firmen aus der Umgebung sind Anneliese Heinzes Gerichte sehr gefragt. Auch die Kinder aus einer Kita kommen regelmäßig bei ihr zum Essen vorbei. Einige ihrer älteren Kunden sind nicht mehr so gut zu Fuß. „Zu denen fahre ich das Essen dann auch nach Hause“, erzählt die Alslebenerin, die viele Jahre in dem Gasthaus „Zur Sonne“ und in einem kleinen Lokal in Mukrena gearbeitet hat.

Jeden Tag gegen 14 Uhr schließt die 77-Jährige ihre Gaststätte. „Aber nach Hause gehen, kann ich dann noch nicht“, sagt sie. Erst einmal muss der Gastraum mit den 30 Sitzplätzen und die kleine Küche gesäubert werden. Das nehme schon viel Zeit in Anspruch, sagt die Gastwirtin, die früher hier auch abends noch hinter dem Tresen stand und Bier ausgeschenkt hat.

An den Wochenenden hat sie außerdem oft Buffets für Feiern zubereitet und ausgeliefert. Das sei immer sehr beliebt gewesen, „aber ich werde ja auch nicht jünger. Außerdem beschwert sich meine Familie, dass ich zu viel arbeite.“

Deswegen soll nun Schluss sein. Mit 77 Jahren will sich Anneliese Heinze jetzt doch endlich zur Ruhe setzen. Ob es einen Nachfolger für sie gibt, weiß die Alslebenerin nicht. „Ich bin hier nur Pächterin“, erklärt sie. „Doch ich weiß, dass von den Eigentümern ein neuer Gastwirt gesucht wird. Das ganze Mobiliar bleibt hier auch drin“, erzählt sie.

Eigentümer sucht einen neuen Pächter

Ob die Gaststätte „Zum Goldenen Ring“ je wieder öffnet, ist nicht bekannt. Auf einem kleinen Schild im Fenster des Hauses an der Sonnenstraße ist nur zu lesen, dass das Lokal wegen eines Sterbefalls ab sofort geschlossen bleibt. Auch die Gasthaus „Zur Börse“ an der Burgstraße in Alsleben wird mit dem Jahreswechsel seine Türen erst einmal dauerhaft schließen. Zu den Gründen wollte sich die Inhaberin allerdings nicht äußern. „Das ist privat“, sagte sie am Telefon auf Nachfrage der MZ.

Alslebens Bürgermeister Reinhard Schinke bedauert, dass seine Stadt gleich drei beliebte Lokale auf einmal verliert. „Vor allem die ‚Börse‘ hat eine alte Tradition in der Schifferstadt. Sie gehörte zusammen mit dem ‚Schiffchen‘ und der ‚Sonne’ zum Kneipendreieck“, erinnert er sich. „Aber als Stadt können wir dagegen leider nichts tun.“ Der Bürgermeister hofft nun, dass sich neue Betreiber für die Gaststätten finden. „Für Alsleben wäre das auf jeden Fall sehr wichtig. “

(mz) – Quelle: https://www.mz-web.de/28959210 ©2017