Thietmars Flussreise - Der Bischof kommt zu Fuß dieses mal

„Glaube und Zweifel“ - unter diesem Motto findet das kulturgeschichtliche Projekt „Thietmars Flussreise“ in diesem Jahr seine Fortsetzung. Zum dritten Mal ist Bischof Thietmar mit seinem Gefolge auf dem Segelschiff Askania flussabwärts auf der Saale unterwegs. Die Reise beginnt am Freitag, 21. Juli, in der Domstadt Merseburg und endet am Sonntag, 30. Juli, in der Klosterstadt Nienburg. Zwei wichtige Zwischenetappen sind auch in diesem Jahr die Saale-städtchen Alsleben und Nienburg, wo die Besucher am letzten Juli-Wochenende in die Zeit des Mittelalters eintauchen können.
„Bis zum Jahr 2021 hat sich der Hallesche Hanseverein gemeinsam mit den beteiligten Kommunen und Kulturvereinen das Ziel gestellt, 1000-Jahres-Jubiläen zu würdigen, die sich um die Ottonische Herrschaftsdynastie, den Chronisten Bischof Thietmar und die Geschichte des Merseburger Kaiserdoms ranken“, erklärt Projektleiter und Ideengeber Thomas Kirchhoff die Absicht der Initiatoren. Die Veranstaltung sei nicht nur für eingefleischte Mittelalter-Fans, typische Museumsgänger oder Kulturtouristen konzipiert, sondern für die Einwohner, die an der Saale zu Hause sind, wo sich einst die erzählten Geschichten abspielten.
Beschwerlicher Fußmarsch
Erstmals eingebunden in die Reise ist eine Pilgerwanderung. Der Flusssegler „Askania“ wird deshalb ohne Bischof Thietmar (975 - 1018) die Strecke von Halle nach Alsleben bewältigen. Der Kirchenfürst begibt sich stattdessen nur mit seinen engsten Vertrauen und der geheimnisvollen Heilerin Erika auf eine beschwerliche und Pilgerwanderung, die am Montag, 24. Juli, an der Doppelkapelle in Landsberg ihren Anfang nehmen wird.
Ziel der ersten Etappe auf der insgesamt 125 Kilometer langen Wanderung wird der geschichtsträchtige Petersberg sein. Am Dienstag, 25. Juli, führt Thietmars Weg weiter bis ans Saale-Ufer in Wettin. Nach einer Nacht am Fuße der altehrwürdigen Burg bricht die Pilgerschar am Mittwoch, 26. Juli, auf, um über Höhnstedt nach Eisleben zu pilgern. Der Donnerstag, 27. Juli, hat das Schloss Walbeck bei Hettstedt zum Ziel. An dieser Stelle spielen die Organisatoren vom Verein zur Förderung der Hansekultur in der Hansestadt Halle mit einer zufälligen Namensgleichheit: Thietmar wurde nämlich im Jahre 975 als Sohn des Grafen von Walbeck geboren. Allerdings handelt es sich dabei um den Ort im Allertal zwischen Helmstedt und Oebisfelde. Die letzten 30 Kilometer stehen den Pilgern dann am Freitag, 28. Juli, auf dem Weg nach Alsleben bevor, wo gegen 17 Uhr ihr Eintreffen erwartet wird. Hier besaß der Merseburger Bischof aber tatsächlich nahe Verwandte. Und hier ankert auch seine „Askania“, um ihn am Sonntagmorgen weiter nach Nienburg zu bringen.
Mitwanderer gern gesehen
„Die Wanderung ist keine religiöse Veranstaltung, sondern dargestellte Geschichte wie vor 1000 Jahren - zugegeben mit einem gewissen wandersportlichen Anspruch“, betont Thomas Kirchhoff. Neben Thietmar und Heilerin Erika werden historische Gestalten wie der Brehnaer Graf Dietrich, der polnische Königssohn Miesko II. oder der maurische Gesandte Ibrahim Ibn Yaqoub den Pilgerzug verstärken. Wer bei dieser Art Geschichtserlebnis dabei sein möchte, sei eingeladen, ein Stück des Weges mitzugehen.
Mit einem echten Heimatfest in Alsleben wird der verwandtschaftlichen Beziehungen des Bischofs mit Onkel Siegfried von Stade-Alsleben und Tante Adele gedacht. Diesmal gilt es außerdem die Taufe des neuen Stammhalters Udo Lothar zu feiern. Viele Marktstände, Weinverkostungen, historische Inszenierungen sowie Kulturbeiträge von Kindern und Erwachsenen warten am Samstag, 29. Juli, und Sonntag, 30. Juli, auf der Festwiese an der Schäperallee auf die Besucher.
Nicht weniger Spannung verspricht am Sonntagnachmittag auf dem Nienburger Thingplatz die Geschichtsinszenierung „Ein Abt für die Goldene Stadt“. Die Gäste werden erleben, wie der Magdeburger Erzbischof Gero mit Thietmar den Nienburger Abt Ekkehard zum Bischof weiht. Dieser macht sich umgehend auf die Reise nach Prag, um dort im Sinne des Kaisers seine Amtsgeschäfte auszuüben. Wenn die drei Bischöfe feierlich die „Askania“ betreten, findet das diesjährige Flussabenteuer sein Ende.
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