Fischerstraße in Alsleben Wann wird ein Machtwort gesprochen?
Die Alslebener sind mächtig sauer. Bereits seit drei Wochen ist die sonst stark befahrene Fischerstraße am Saale-Ufer wegen eines einsturzgefährdeten Hauses gesperrt.
Das Objekt ist bereits seit der Wendezeit nicht mehr bewohnt und wartet förmlich auf einen Abriss. Doch nichts passiert.
„Ich habe den Eindruck, dass sich niemand traut, eine Entscheidung zu treffen“, erklärt Reinhard Schinke (CDU), der seit dem Jahr 2008 als ehrenamtlicher Bürgermeister in Alsleben tätig ist.
Baugutachten liefert die Beweise
Ein Grund, weshalb der „Amtsschimmel“ so laut wiehert, ist der Denkmalschutz. Ob er für das marode Gebäude sinnvoll ist, darf stark bezweifelt werden. Das liegt nicht nur daran, dass seit fast 30 Jahren dort niemand mehr gelebt hat.
Stichhaltige Gründe liefert außerdem ein Baugutachten. Aus dem geht hervor, dass der Unterzug lediglich an den Giebelwänden aufgelagert ist und keine gesicherte vertikale Tragfähigkeit aufweist.
Die Holzkonstruktion im Untergeschoss ist wegen starken tierischen Befalls, Würfelbruch und Braunfäule nicht stabil. Im Deckenlagerbereich wurde zudem echter Hausschwamm gefunden. Auch die Balkenlager im Erd- und Obergeschoss sind stark beschädigt.
Erhalt der Bausubstanz nicht um jeden Preis
„Die Stadt Alsleben ist über 1.000 Jahre alt. Der Erhalt alter Bausubstanz ist sicherlich erstrebenswert, aber nicht um jeden Preis. Ich sehe bei dem Gebäude im Gegensatz zur Alten Post an der Mühlstraße keine Notwendigkeit zum Denkmalschutz“, so Schinke.
Sicherungsmaßnahmen würden nur das Budget der Kommune und damit die Steuerzahler belasten. Ein Abriss sei die einzige richtige Entscheidung. „Doch niemand bei der Kreisverwaltung traut sich, ein Machtwort zu sprechen“, vermutet der Bürgermeister.
Innerhalb einer Woche könnte alles erledigt sein
Dabei könnte das Problem beziehungsweise der Abriss relativ schnell zu den Akten gelegt werden. Der Besitzer des maroden Hauses hätte am liebsten schon vor Jahren die Ruine dem Erdboden gleichgemacht.
„Innerhalb von einer knappen Woche könnte alles erledigt sein. Doch leider bekommen wir von der Kreisverwaltung kein grünes Licht“, sagte der Alslebener Bürgermeister, dem auch noch eine andere Sache auf den Nägeln brennt.
„Theoretisch müssten wir auch die Mühlstraße dicht machen. Das Haus Nummer 18 ist eigentlich nicht zu halten und die Absperrung nur eine Alibi-Maßnahme. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein lockerer Dachziegel des Gebäudes einen folgenschweren Unfall verursacht.“
Die Sperrung in der Fischerstraße soll am nächsten Freitag wieder aufgehoben werden.
Investoren haben schon beworben
Dabei hatten sich schon Investoren beworben, um das baufällige Haus an der Mühlstraße zu sanieren, dessen Fußweg aktuell gesperrt ist. Doch die Denkmalschutzbehörde hat diesem Vorhaben einen Riegel vorgeschoben.
„Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass von Seiten des Landkreises uns nur immer Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Dabei würden die Alslebener Bürger und ich gern etwas Positives im Sinne der Stadt bewegen“, so Schinke.
Sperrungen von Eigentümern veranlasst
Aus Sicht der Kreisverwaltung stellt sich die ganze Angelegenheit etwas anders dar. „Beide Sperrungen wurden durch die Eigentümer der betroffenen Grundstücke veranlasst“, teilt Markus Mayer, Sachgebietsleiter für Rechtliche Bauaufsicht, mit.
Beim Grundstück Fischerstraße 1 seien im Rahmen einer geplanten Sanierung Bauschäden festgestellt worden, die es erforderlich machen, während deren Beseitigung den öffentlichen Bereich aus Sicherheitsgründen zu sperren. Laut Mayer nur bis zum Freitag, 10. März.
Das Grundstück Mühlstraße 18 sei Gegenstand eines ordnungsbehördlichen Verfahrens. Zur notwendigen Dauer der Sperrung des Fußweges können noch keine genauen Aussagen getroffen werden, da noch weitere Untersuchungen des Gebäudes erforderlich werden. (mz)