Alsleben und die Saaleschifffahrt 01

Alsleben und die Saaleschifffahrt von Bernhard Gremler

Teil 1: Ein Blick zurück

"Gruß aus AIsleben" meint freundlich eine Ansichtspostkarte aus dem Jahre 1911. Sie zeigt das damals für Alsleben typische Bild:

das Städtchen, die Saale, die Schifffahrt.

alsleben an der Saale
(Das ist eine andere Grusskarte, weil ich die nicht besitze, die Karte von Bernhard Gremler)

Dies freilich ist längst vorbei. Wenn der Schifffahrtsveteran Wilhelm Stellfeld im Jahre 1957 nach einem langen Spaziergang entlang der Saale vor einem als Symbolstück aufgestellten Anker an der "Alten Werft" die Verse schreiben konnte:    .

Hier ist das Symbol der Hoffnung zu sehn,
ein Saaleanker, wo sonst soll er erstehen.
- Schifferstadt Alsleben ist unser Stolz,
berufliche Treue aus kernigem Holz.
 

So schöpfte er noch aus den eigenen Erfahrungen eines erfüllten Berufslebens als Alslebener Schiffer. Diese Zeiten hatte er mit erlebt. Auch die folgenden Bilder verdeutlichen die Intensität dieses einst wichtigen Zweiges im Berufs- und Wirtschaftsleben der kleinen Stadt. Sie zeigen die Saale in ihrem breitesten Stromlauf bei Alsleben an der Flussbrücke für die heutige B 6, sowie die Schleusen.
Hier bietet die Saale von Natur aus den größten Flussschiffen die Möglichkeit, mühelos zu wenden und zu manövrieren. Dieses Geschenk des Flusses wurde über lange Zeiten bestens genutzt.

Heute herrscht Stille auf dem Wasser. Nur der Fremde, der hier auf den Fluss blickt, mag sich wundern, dass die alte, einst so romantische Saale auch so breit sein kann.

Der Schleusenverkehr belegt ebenfalls die einstige Leistungskraft der Saaleschifffahrt.

Die heutige Generationen kennen dies wahrscheinlich nur von solchen Bildern. Der berechtigte Stolz des alten Fahrensmannes Wilhelm Steilfeld mutet in unserer Zeit an wie nostalgische Erinnerung. Und das ist wohl auch so. Was bleibt ist die Frage, wie der einst blühende Erwerbszweig der Saalefrachtschifffahrt nach dem letzten Krieg in so wenigen Jahren nahezu vollständig zum Erliegen kam.

Eine Frage mit sicher mehreren Antworten. Neben den Kriegsverlusten an Mannschaft und Schiffen traten Reparationsleistungen an die Sowjetunion, denen viele Saaleschiffer Tribut zollen mussten, traten Schwierigkeiten bei der Auftrags- und Beschäftigungslage in einer sich nur mühsam erholenden Wirtschaft in der damaligen Ostzone. Später wirkte die staatlich betriebene Zwangskollektivierung auf die traditionsbewussten Schiffseigner wie ein Todesstoß. Hinzu kam die\' kaum verständliche Vernachlässigung der Saale als Wasserweg für den generellen Frachttransport durch die staatlichen Einrichtungen und damit die Aufgabe eines jahrhundertelang gewachsenen und bewährten Wirtschaftssystems.

Heute ist Hoffnung auf vorwärts weisende Veränderung nicht unberechtigt. Der schon vor vielen Jahrzehnten konzipierte Anschluss Leipzigs über die Saale an das deutsche Wasserstraßennetz ist wieder im Gespräch. Teilstrecken wurden ja schon damals ausgeführt.

Wenn dabei Alsleben mit seinen Schifffahrtstraditionen und seiner günstigen Lage nicht in Vergessenheit gerät, ist viel erreicht.

Wie es zu diesen Traditionen kam, soll ein Blick zurück in dieser Beitragsreihe verdeutlichen.